EUCHARISTIEFEIER Beim Hören des Wortes Gottes, das die Kirche heute am Fest des hl. Josefmaria an uns richtet, fallen einem auf Anhieb einige Züge auf, die für die Spiritualität des Heiligen charakteristisch sind und uns als Vorbild geboten werden. Die drei von ihnen, die ich für unsere heutige Betrachtung ausgewählt habe, können mit schlichten und uns vertrauten Worten umschrieben werden, die aber in der Spiritualität des hl. Josefmaria einen einmaligen Reichtum beinhalten. Es sind die Worte: Arbeit - Liebe - Apostolat. 1. Zunächst zum Thema Arbeit: Die Lesung aus dem Buch Genesis schließt mit den Worten: „Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“ Die Arbeit gehört so zur ursprünglichen Berufung des Menschen, zu der Aufgabe, die Gott ihm ausdrücklich und unmittelbar gestellt hat und die ihn von allen anderen Geschöpfen unterscheidet - und das noch vor der Sünde der Stammeltern. Die Arbeit setzt das Werk der Schöpfung fort. Der Mensch bebaut und behütet den Garten der Erde, diese wunderbare Welt, in die Gott uns gestellt hat. Die Arbeit nimmt beim hl. Josefmaria eine zentrale Stelle ein, nicht zuerst als gesellschaftliche Botschaft - auch als solche -, sondern zuerst als geistliche Botschaft. In diesem Sinne schreibt er: „Jede Arbeit, die vom Menschlichen her gesehen, anständig, würdig und rechtschaffen ist, kann und muss auf die Ebene des Übernatürlichen erhoben werden. Sie erhält so die Tragweite des Göttlichen“ (Im Feuer der Schmiede, Nr. 687). Nicht minder zu beachten ist der folgende Gedanke: „Wenn wir die Arbeit wirklich heiligen wollen, dann müssen wir sie zuallererst einmal ernst nehmen - vor Gott und vor den Menschen. Das heißt: gut arbeiten“ (ebd., Nr. 698). Er führt diesen Gedanken weiter, wenn er schreibt: „Die berufliche Arbeit - auch die Arbeit im Haushalt ist ein Beruf ersten Ranges - gibt Zeugnis von der Würde des Menschen als Geschöpf Gottes. Sie ist Mittel zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, Band, das uns mit den Mitmenschen verbindet, Grundlage unserer materiellen Existenz; ein Beitrag zur Besserung der Verhältnisse in unserer Gesellschaft und zum Fortschritt der Völker. Diese Perspektive erweitert und vertieft sich für einen Christen, denn Christus nahm die Arbeit auf sich und machte sie zu einer erlösten und erlösenden Realität: So ist die Arbeit für uns Mittel und Weg zur Heiligkeit - ein konkretes Tun, das wir heiligen und das uns heiligt“(ebd., Nr. 702). Man kann sich bei dieser Lehre vieles merken. Ich
möchte nur auf folgende Punkte hinweisen: 2. Es wird dazu ermutigt, die Arbeit nicht irgendwie
zu verrichten, sondern gut - und das vor Gottes Angesicht. In diesem
Sinne ist es zu verstehen, wenn er schreibt: „Eine nach professionellen
Maßstäben stümperhafte Arbeit kann nicht geheiligt werden.
Denn wir dürfen Gott keine schlecht verrichteten Werke darbringen“
(Die Spur des Sämanns, Nr. 493). 3. Etwas, was sich als Folge aus dem Gesagten ergibt
und was zugleich für die Spiritualität des Heiligen typisch
ist, findet sich in einem Gedanken, den er in einem Interview so zum
Ausdruck brachte: „Um Gott zu gefallen und ihm zu dienen, ist
es nicht nötig, auffallende Dinge zu tun. Alle Menschen ohne Ausnahme
ruft Christus auf, vollkommen zu sein, wie ihr himmlischer Vater vollkommen
ist (Mt 5, 48). Heiligwerden bedeutet für die überwiegende
Zahl der Menschen, ihre eigene Arbeit zu heiligen, sich in dieser Arbeit
selbst zu heiligen und die anderen durch die Arbeit zu heiligen, damit
sie täglich auf dem Weg ihres Lebens Gott begegnen“ (Gespräche
mit Msgr. Escrivá de Balaguer, S. 84). 2. Das zweite Thema ist die Liebe. Der Apostel Paulus sagt mit Bezug auf sie in der
Zweiten Lesung: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben,
alles zum Guten führt.“ Die Freude ist eine typische Frucht des Kreuzes
Christi, das der höchste Ausdruck seiner göttlichen und menschlichen
Liebe ist. So heißt es auch beim hl. Josefmaria: „Dies sind
die klaren Zeichen des echten Kreuzes Christi: Gelassenheit und tiefer,
unerschütterlicher Friede; Liebe, die zu jedem Opfer bereit ist;
fruchtbringende, aus der durchbohrten Seite des Herrn fließende
Wirksamkeit und selbstverständlich - immer - Freude: Eine Freude,
die aus der Überzeugung erwächst, dass wahre Hingabe Nähe
zum Kreuz bedeutet und folglich Nähe zu Christus einschließt“
(Im Feuer der Schmiede, Nr. 772). 3. Der dritte Punkt ist das Apostolat. Das, was dieses Wort meint, ist schon in den beiden
ersten Punkten enthalten, weil eine Arbeit, die in ehrlichem Einsatz
aus Liebe zu Gott verrichtet wird, immer auch schon apostolisch ist.
4. Wie Sie sicher schon gemerkt haben, habe ich
mir vorgenommen, mehr als über den hl. Josefmaria zu sprechen,
ihn selbst sprechen zu lassen. Seine direkte, ehrliche Sprache, wie
sie in seinen Schriften ihren Niederschlag findet, braucht keine Deutung.
Jeder kann sie verstehen. Auch das ist ein Zeichen seiner reichen Menschlichkeit
und seiner Heiligkeit. |