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Warum werden in der katholi-schen Kirche Maria und die anderen Heiligen verehrt?
Niemand ist eine Insel – schon gar nicht in der Kirche, der Gemeinschaft der Glaubenden. Damit sind nicht bloß die Christen gemeint, die wir sonntags im Gottesdienst sehen oder aus unserer Straße und aus dem Fernsehen kennen. Weil diese Gemeinschaft "katholisch" (= allumfassend) ist, gehören die Glaubenden aller Orte und Zeiten dazu – auch die im Himmel. Und unter denen lohnt es sich durchaus ein paar Freunde zu haben.

Natürlich kann sich jeder direkt an Gott wenden. Das hat Jesus selbst uns mit dem Vaterunser beigebracht. Aber jedes Kind kennt das aus der Familie und der Schule, und Erwachsenen geht es nicht anders: Ohne Unterstützung guter Freunde oder Fürsprecher tun wir uns oft schwer, andere um etwas zu bitten – sei es um eine Taschengelderhöhung, um eine Beförderung oder schlicht um Verzeihung. Jeder Mensch braucht manchmal einen, der ein gutes Wort für ihn einlegt.

Gott weiß das. Darum hat er uns Freunde im Himmel gegeben, die bei ihm ein gutes Wort für uns einlegen. Das sind die Gottesmutter Maria und die anderen offiziell von der Kirche anerkannten Heiligen. Aber auch unsere verstorbenen Verwandten und Wohltäter gehören dazu, die nach allem, was wir annehmen dürfen, bei Gott sind. Indem wir uns mit Bitten und Dank an sie wenden, nehmen wir Gott nichts weg von der ihm zustehenden Verehrung – im Gegenteil: Wir verstärken sie noch.
Das beste Beispiel dafür ist Maria. Als ihre Cousine Elisabeth sie als "Mutter des Herrn" begrüßt, da behält Maria das Lob nicht etwa für sich, sondern wandelt es in einen der herrlichsten Preisgesänge der ganzen Bibel: "Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter" (Lk 1,46f).

Später, bei der Hochzeit zu Kana, macht sie ihren Sohn auf die Notlage der Festgesellschaft aufmerksam. Bevor überhaupt jemand auf den Gedanken kommt, Jesus zu fragen, ist sie bei ihm: "Sie haben keinen Wein mehr" (Joh 2,3). Obwohl er sie zunächst abweist, ist ihr Vertrauen ungebrochen. Sie geht zu den Dienern und weist sie an: "Was er euch sagt, das tut" (Joh 2,5). Und so geschieht dann das erste Wunder Jesu...

Nicht um ihre eigene, sondern um Gottes Ehre geht es ihr. Sie will helfen, wo immer es nötig ist, und will die Aufmerksamkeit auf den lenken, von dem die Hilfe kommt. Wer wäre nicht froh, solche selbstlosen und mächtigen Freunde zu haben?