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Warum verurteilt die Kirche die künstliche Empfängnisverhütung, obwohl auf der Erde Überbevölkerung droht und viele Kinder im Elend leben?
Einfach verhindern, dass Menschen geboren werden – und schon geht’s allen anderen besser. Wer glaubt denn wirklich noch, die Probleme der Welt ließen sich so leicht lösen? Vor allem eines muss misstrauisch machen: Gerade die reichen Länder rufen am lautesten nach Geburtenkontrolle in der so genannten Dritten Welt - ausgerechnet die also, die weder über Überbevölkerung noch über Mangel an Gütern zu klagen haben.

Wohlstand für die Menschheit ist natürlich ein hohes und edles Ziel. Trotzdem tut es gut, sich über den Weg mal ein paar selbstkritische Fragen zu stellen: Ist zum Beispiel der Ruf nach Pillen und Kondomen für die Dritte Welt nicht in Wirklichkeit eine neue Form von Bevormundung der Armen durch die Reichen? Überbevölkerung ist zudem ein höchst relativer Begriff. Wer hat eigentlich das Recht zu bestimmen, wie viele Menschen zuviel sind? Und wie ist überhaupt die Forderung nach kollektiver Verhütung mit den Menschenrechten vereinbar?

Man schaue sich nur die grausame Ein-Kind-Politik in China an oder frühere Zwangssterilisationen in Indien. Bis heute wird die mangelnde Bildung in armen Ländern von Bevölkerungspolitikern rücksichtslos ausgenutzt. Da bekommen die Frauen dann ohne ihr Wissen Verhütungs- oder Abtreibungspillen verabreicht oder werden unter Druck gesetzt, damit sie sich sterilisieren lassen. Wenn solche Fälle von Entmündigung vorkommen, wie vor wenigen Jahren in Peru, dann protestiert nicht nur die Kirche, dann gehen auch Feministinnen auf die Barrikaden.
Mit unserem herkömmlichen technischen Machbarkeitsglauben lässt sich das Wachstum der Weltbevölkerung eben nicht stoppen – es sei denn um den Preis der Menschenwürde jedes einzelnen. Den armen Brüdern Verhütungsmittel schicken (und daran wiederum Geld verdienen!) – so billig dürfen wir uns nicht aus unserer Verantwortung für eine gerechte Welt freikaufen. Denn dass so viele Kinder in Not und Elend geboren werden, liegt doch nicht in erster Linie daran, dass ihre Eltern nicht verhütet haben. Armut wird nicht dadurch beseitigt, dass man die Zahl der Armen verringert. Und gerechte Verteilung der Güter meint etwas anderes als den ungehinderten Export von Pillen und Kondomen.

Vorsicht darum vor einfachen Rezepten! Indem die Kirche solche schlichten Patentlösungen ablehnt, schafft sie sich natürlich wenig Freunde in der Welt. Wer Menschen an ihre Verantwortung erinnert, hat sich bisher selten beliebt gemacht. Aber ist das etwa ein Grund, den Mund zu halten?