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Würde sich das Problem der Abtreibung nicht entschärfen, wenn die Kirche die Empfängnisverhütung zuließe?
Moralisch sind Verhütung und Abtreibung selbstverständlich zweierlei: Verhütung macht den Geschlechtsakt unfruchtbar, bei der Abtreibung wird ein Mensch getötet. Trotzdem sind es, wie Papst Johannes Paul II. sagt, "Früchte ein und derselben Pflanze". Denn dahinter steht eine "Verhütungsmentalität", die das Entstehen eines Kindes im Mutterleib ganz der persönlichen Entscheidung verfügbar machen will. Die Kirche kann nicht das kleinere Übel billigen, um ein noch schlimmeres zu verhindern.

Stimmt es denn überhaupt, dass der freie Zugang zu Verhütungsmitteln die Zahl der Abtreibungen senkt? In den meisten europäischen Ländern sind Pillen, Kondome und ähnliche Mittel ohne Weiteres zu haben; trotzdem werden jedes Jahr Hunderttausende von Kindern im Mutterleib getötet.

Eine andere Vermutung liegt näher: dass die Hemmschwelle zur Abtreibung durch die weit verbreitete "Verhütungsmentalität" auf Dauer eher heruntergesetzt als erhöht wird. Vielfach wird ja gerade deswegen abgetrieben, weil zuvor das Verhütungsmittel versagt hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Grenze zwischen Verhütung und Abtreibung immer mehr verschwimmt. Medizinische Laien können bei dem heutigen Angebot an Hormonpillen kaum noch unterscheiden, ob das so genannte Verhütungsmittel "nur" eine Empfängnis verhindert oder nicht vielleicht abtreibende Wirkung hat.
Viele der Präparate sind nicht darauf angelegt, den Eisprung der Frau zu unterbinden oder das Eindringen der männlichen Samenzellen abzuwehren (Verhütung). Sie sollen vielmehr verhindern, dass eine bereits befruchtete Eizelle sich in der Gebärmutter einnistet (Frühabtreibung). Von da aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Abtreibung mit der "Pille danach".

Somit führt die "Verhütungsmentalität" auf eine abschüssige Bahn hin zu dem, was der Papst "Abtreibungskultur" nennt. Die Kirche kann diese Talfahrt unmöglich noch durch ein Ja zur Empfängnisverhütung beschleunigen. Im Gegenteil: Sie ist vielfach die einzige, die der "Kultur des Todes" die Würde jedes einzelnen Menschen vom Moment seiner Empfängnis an entgegenhält.

"Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen", sagt Christus (Mk 10,9). Wir dürfen nicht mit Chemikalien oder Apparaten dazwischenpfuschen, um den schöpferischen Zusammenhang zwischen sexueller Lust und dem Entstehen neuen menschlichen Lebens aufzubrechen.