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Wann ist der Papst unfehlbar?
Der Papst ist nicht unfehlbar, wenn er sagt, wie viel Uhr es ist oder wie morgen das Wetter wird. Er wäre auch nicht unfehlbar, wenn er behaupten wollte, dass die Erde eine Scheibe ist und dass Katholiken keine Steuern zahlen müssen. Aber wenn es darum geht, die Glaubenswahrheiten zu bewahren und auszulegen, die Christus der Kirche anvertraut hat, dann ist der Papst unter bestimmten Bedingungen unfehlbar. Und zwar aus einem einzigen Grund: weil Gott unfehlbar ist.

Das ergibt sich aus zwei Tatsachen, die uns aus der Bibel bekannt sind. Da ist erstens das Versprechen Christi, er werde seinen Jüngern den Heiligen Geist senden und der werde sie "in die ganze Wahrheit führen" (Joh 16,13). Und zweitens der Auftrag Christi an Petrus als ersten der Apostel, seine "Schafe" zu "weiden" (Joh 21,16) und seine Brüder und Schwestern im Glauben zu "stärken" (Lk 22,32).

Wenn wir das glauben, das heißt: wenn wir Gott beim Wort nehmen, dann kann die Kirche die verheißene Wahrheit nicht plötzlich wieder verlieren; sonst würde sich Gott ja selber etwas in die Tasche lügen. Wenn wir außerdem glauben, dass Christus dem Apostel Petrus und dessen Nachfolgern einen besonderen Auftrag erteilt hat, dann dürfen wir auch annehmen, dass er ihnen in besonderer Weise die Gnade mitgegeben hat, die der Kirche im Ganzen verliehen ist: Freiheit von Irrtum. Und das trotz haarsträubender Sünden und Niederlagen.
Schon früh haben die Christen das geglaubt. Sonst hätten die großen Bischofsversammlungen (Konzilien) der ersten Jahrhunderte nicht das Glaubensbekenntnis, das wir bis heute beten, und andere wichtige Glaubenssätze festlegen können. Sie taten es nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern weil gerade irgendeine Irrlehre die Wahrheit zu verfälschen drohte. Ebenso handelt der Papst nicht aus Lust und Laune, wenn er anstelle der versammelten Bischöfe oder mit ihnen zusammen eine feierliche Lehrentscheidung in zentralen Fragen des Glaubens oder der Moral trifft. Er kann nicht neue Ideen in die Welt setzen. Er muss sich nach dem Glauben der Kirche aller Zeiten richten, wie er sich unter der Führung des Heiligen Geistes entfaltet hat.

Gerade deswegen ist das so genannte unfehlbare Lehramt – nach einem schönen Wort von Kardinal Ratzinger – ein demokratisches Element in der Kirche: "Ihm ist es aufgetragen, den Glauben der Einfachen gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen. Das kirchliche Lehramt schützt den Glauben der Einfachen; derer, die nicht Bücher schreiben, nicht im Fernsehen sprechen und keine Leitartikel in den Zeitungen verfassen können." Darüber dürfen wir froh sein. auszuschlagen.