zurück

Wozu gibt es den Zölibat der Priester?
Der entscheidende Grund, warum katholische Priester nicht heiraten, steht in der Bibel: "um des Himmelreiches willen" (Mt 19,12). Wo das "Himmelreich" aus dem Blick gerät oder als weltfremde Frömmelei durch den Kakao gezogen wird, da wird keiner mehr den Zölibat verstehen. Und da fällt gleich noch etwas anderes mit unter den Tisch: die Unauflöslichkeit der Ehe. Denn im Kern hängen Zölibat und Ehe eng zusammen.

Es kann ja kein Zufall sein, wenn der Zölibat angegriffen wird und gleichzeitig die Scheidungszahlen steil nach oben gehen. Jede dritte Ehe in den Ländern der Europäischen Union geht in die Brüche, in manchen Gegenden sogar jede zweite. Liegt das wirklich daran, dass lebenslange Treue (in der Ehe genau wie im Zölibat) für den Menschen aufgrund der Natur gar nicht durchzuhalten ist? Oder sollten die Leute, die das behaupten, übersehen haben, dass der Mensch mehr ist als der Spielball seiner Triebe?

Zugegeben: Früher haben manche Gelehrte den Wert der Ehe unterschätzt und den Zölibat als einzig sicheren Weg zum "Himmelreich" überbetont. Die Kirche ist aber längst darüber hinaus – auch dank der Theologie von Papst Johannes Paul II. Die öffentliche Meinung dagegen schlägt geradewegs ins andere Extrem um und tut so, als sei nur der sexuell aktive Mensch in der Lage, sich voll zu verwirklichen.
Dass da ein ehelos lebender Priester nicht ins Bild passt, ist logisch. Merkwürdig ist bloß, dass oftmals gerade solche Leute gegen den Zölibat Sturm laufen, die selbst gar nicht davon betroffen sind. Anscheinend verhält es sich mit der Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" ähnlich wie mit dem Kreuz: Für viele wird sie immer ein "Ärgernis" und eine "Torheit" bleiben (1 Kor 1,23).

Um so mehr kommt es darauf an, dass wenigstens Christen vom Wert des Zölibats über-zeugt sind. Es gibt praktische Gründe, warum ihn die Kirche – nach einem Wort des Zweiten Vatikanischen Konzils - für "angemessen" hält. Der ungeteilte Einsatz für die Seelsorge ist sicher einer der geläufigeren. Ausschlaggebend aber ist, was Papst Paul VI. in einem Lehrschreiben über den Zölibat gesagt hat: "Der Mensch ist nicht nur Fleisch; der Mensch ist auch, ja vor allem, Vernunft, Wille und Freiheit."

In unserer durch und durch sexualisierten Welt ist die Ehelosigkeit "um des Himmel-reiches willen" die wohl sinn-fälligste Bestätigung dafür. Gerade Menschen, die die Lie-be eines Ehepartners schmerz-lich vermissen oder an ihrer Ehe leiden, können daraus Trost schöpfen. Weil aber ohne die Gnade Gottes dabei nichts geht, müssen wir alle unablässig darum beten – Verheiratete genauso wie Ehelose.