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Was hat die Kirche gegen das Frauenpriestertum?
Ob die Kirche oder der Papst als ihr Oberhaupt etwas gegen Priesterinnen hat, ist gar nicht von Belang. Sie hat schlicht und einfach "keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden". So hat es Papst Johannes Paul II. 1994 feierlich erklärt, und er hat hinzugefügt, "dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entschei-dung zu halten haben".

Die Kirche hat dabei das Beispiel Jesu Christi vor Augen, wie es in der Bibel überliefert ist. Keine Frage: Jesu persönlicher Umgang mit Frauen war höchst unkonventionell, besonders wenn man deren Stellung in der damaligen jüdischen Gesellschaft berücksichtigt. Aber um so stärker fällt auf, dass er keiner von ihnen, wie man heute sagen würde, ein Amt übertragen hat.

An die Menschwerdung Gottes glaubte als erstes eine Frau: Maria von Nazareth, die Mutter Jesu (Lk 1,26-38). An die Auferstehung Jesu glaubte ebenfalls als erstes eine Frau: Maria Magdalena (Joh 20,11-18). Aber bei der Einsetzung des Priestertums im Letzten Abendmahl ("Tut dies zu meinem Gedächtnis" - Lk 22,19) waren nur die männlichen Apostel dabei, und die Vollmacht, Sünden zu vergeben (Joh 20,23), bekamen ebenfalls nur sie – ganz zu schweigen von dem besonderen Auftrag an Petrus (Mt 16,18f; Joh 21,15-23).
Das Amt des Priesters ist darum nicht irgendein Vorsteherposten, den man aufgrund besonderer Verdienste oder Vorrechte durch demokratische Wahl bekommen kann, sondern Christus sagt: "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt" (Joh 15,16). Und er hat nach allem, was wir klar wissen, nur Männer in den Dienst als seine Vertreter und Gesandten gerufen.

Während somit die Priester lediglich "Vertreter" sind, ist es das Privileg der Frauen, gewissermaßen in eigener Person den Glauben weiterzutragen und zu bezeugen – ganz ähnlich wie die beiden Marias. Und genau das haben viele seit den Anfängen des Christentums getan: darunter mächtige Äb-tissinnen wie Hildegard von Bingen und Gertrud von Helfta oder politisch einflussreiche Frauen wie Katharina von Siena und Birgitta von Schweden. Auch sollte man nicht vergessen, dass an päpstlichen Universitäten schon im Mittelalter Dozentinnen tätig waren. Und dann sind da vor allem die unzähligen Mütter, Ordensfrauen, Katechetinnen und anderen, die in Gebet und Tat die Frohe Botschaft in ihren Familien und vor der Welt bezeugen, wie dies kein Priester je könnte.