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Ist Beichten noch zeitgemäß?
Wie zeitgemäß die Beichte ist, erkennt man schon am Zulauf bei Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen und Esoterikzirkeln aller Art. Der Wunsch nach Erlösung von Schuld und anderen Lasten, die aufs Gewissen und auf die Seele drücken, ist so groß wie eh und je. Nur kann selbst der beste Psychiater den Patienten nicht das versprechen, was Gott in der Beichte durch den Priester jedem Gläubigen versichert: "Deine Sünden sind dir vergeben."

Auch wenn wir heute vielfach in Strukturen denken und der Papst gelegentlich sogar von "Strukturen der Sünde" spricht, so rühren diese doch immer aus den Handlungen von Einzelnen her. Wir können uns nicht dauernd in der "Gesellschaft" oder hinter "Sachzwängen" verstecken. Auch dürfen wir nicht jedes Mal mit dem Finger auf andere zeigen wie Eva, die der Schlange die Schuld am Sündenfall zuschieben wollte, und Adam, der seinerseits alles auf seine Frau abzuwälzen versuchte (Gen 3,8-13). Jeder und jede einzelne ist persönlich gefordert, sich vor Gott zu bekennen und wie der verlorene Sohn im Gleichnis Jesu um Vergebung zu bitten (Lk 15,11-32).

Denn dass keiner von uns perfekt ist, lässt sich nun mal nicht wegdiskutieren. Das heißt nicht, dass die Kirche uns Schuldgefühle einreden will. Im Gegenteil: Nicht Pflege von Schuld-Gefühlen, sondern Erlösung von Schuld ist das Ziel. Aber dazu muss man zumindest den Mut haben, vor sich selbst und vor Gott die eigenen Fehler einzugestehen.
Die Beichte, die aus Bekenntnis und Lossprechung besteht, ist ein Sakrament. Das heißt: Was dort in heiligen Zeichen und Worten ausgedrückt wird, ist nicht nur symbolische Handlung, sondern tatsächliches Ereignis. "Ich spreche dich los von deinen Sünden" – diese Worte des Priesters am Ende der Beichte bewirken das, was sie besagen. Das hat Jesus selbst uns garantiert: "Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh 20,23).

Schuld-Gefühle sind darum für einen Menschen, der das Geschenk der Beichte von Gott annimmt, vollkommen fehl am Platz, weil er in dem Wissen lebt: Da ist ein liebender Vater im Himmel, der mir jeden Fehltritt – auch den größten und dümmsten – vollständig verzeiht. Ich muß dazu nur zwei Dinge tun: erstens mich nicht aus meiner Verantwortung flüchten, sondern mich offen dazu bekennen; zweitens aufrichtig den Vorsatz fassen, es in Zukunft nach Kräften besser zu machen.

So einfach ist es, Gott eine Freude zu bereiten und auch nach schweren Niederlagen einen Neuanfang zu setzen.