zurück

Warum sind Katholiken verpflichtet, jeden Sonntag zur Kirche zu gehen?
Vielleicht passt das Wort Pflicht nicht ganz, denn der Besuch der Sonntagsmesse ist mehr als eine Pflichtübung. Ein Mensch mit einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus (darum geht es ja im Christentum) wird nicht bloß gehen, weil die Kirche es ihm vorschreibt, sondern weil in jeder heiligen Messe Christus körperlich anwesend ist: mit Fleisch und Blut. Direkter kann man ihm nicht begegnen. Doch selbst wenn jemand wirklich nur aus Pflichtgefühl zur Kirche ginge, wäre das immer noch besser, als zu Hause zu bleiben.

Wir sollten uns daran erinnern, wem wir den Sonntag verdanken, der für viele bloß noch ein willkommener freier Tag ist. Ohne Gott hätten wir ihn nicht. Er hat uns den wöchentlichen Ruhetag zur Erholung und als Familientag geschenkt. Zugleich hat er uns das Gebot gegeben, den Tag heilig zu halten (Ex 20,8), und zwar "heilig für den Herrn" (Ex 31,15).

Das Christentum hat diesen Ruhetag vom Volk Israel übernommen. Es hat ihn allerdings schon in frühester Zeit vom Sabbat (Sonnabend), dem Tag der Grabesruhe Jesu, auf den Sonntag, den Tag seiner Auferstehung, gelegt.
Für die "Pflicht", an diesem Tag den Gottesdienst zu besuchen, haben viele Christen der Urkirche sogar ihr Leben geopfert. Das zeigt die Aussage einiger Märtyrer aus Afrika: "Wir haben ohne jede Furcht das Mahl des Herrn gefeiert, weil man es nicht verschieben darf; das ist unser Gesetz." Und eine andere Märtyrin: "Jawohl, ich bin zur Versammlung gegangen und habe mit meinen Brüdern das Mahl des Herrn gefeiert, weil ich Christin bin."

"Versammlung" gehört wesentlich zum Christsein, denn Jesus hat gesagt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Mt 18,20). Zweifellos ist auch das persönliche Gespräch mit Gott sehr wichtig, doch heißt das noch lange nicht, dass wir statt in der Kirche genauso gut im Wald beten könnten. Wer das behauptet, möge sich ab und zu fragen, ob er es auch wirklich tut. Ein bisschen sonderbar klingt es nämlich schon, wenn jemand zu einem geliebten Menschen sagt: Ich brauche dich nicht zu besuchen, ich kann ja genauso gut im Wald an dich denken.

Ohne die Begegnung mit dem Geliebten, in diesem Fall Jesus Christus, und ohne die Gemeinschaft im Glauben würde dem Christentum das Allerwichtigste fehlen. Darum haben wir den Sonntag, und darum gehen jeden Sonntag Millionen von Katholiken zur Kirche.