Paulus, der unermüdliche Apostel der Heiden, der das Evangelium jenseits der Grenzen Israels durch Asien und Europa bis zum Herzen des Römischen Reiches brachte, ist hier in einem Augenblick der Besinnung dargestellt, als er einen seiner bewundernswerten Briefe schreibt, und zwar den Ersten an die Korinther mit dem berühmten Hymnus über die Liebe. Die Worte, die der Künstler in lateinisch - der Sprache der alten Kirche - wiedergegeben hat, lauten: Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: das Größte von ihnen ist die Liebe.

Es ist der Ausdruck von dem, was letztendlich im gegenwärtigen und im zukünftigen Leben gilt.

Von dieser Liebe getrieben, ist Paulus allen alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten (vgl. 1 Kor 9,22).

Und wie Moses sein Volk von der Sklaverei in Ägypten befreit hat, so hat Paulus durch das Gesetz der Liebe im Geist Christi den Glaubenden die Befreiung von der Enge des Gesetzes verkündet und der ganzen Menschheit die Tür zu den Verheißungen des auserwählten Volkes geöffnet. Hier vor allem ist die theologische Entsprechung diese Fensters zu dem der oberen Reihe zu sehen.

Aber sie zeigt sich auch in der Gestalt in der oberen Hälfte des Fensters, die wie ein Spiegelbild auf feuerfarbenem Grund an die mystische Erfahrung des Paulus erinnert: bis in den dritten Himmel entrückt. Moses schaute Gott von Angesicht zu Angesicht (vgl. Ex 33,11a; Deut 5,4). Dem Paulus offenbarte sich der Auferstandene in einer ihn blendenden Vision und machte ihn der „himmlischen Geheimnisse“ teilhaftig, von denen seine Briefe unvergleichliche Zeugnisse sind (vgl. Eph 3,8-9: „Mir, dem geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade verliehen, den Heiden die Botschaft zu bringen vom unergründlichen Reichtum Christi und allen aufleuchten zu lassen, was es um die Verwirklichung des Geheimnisses ist, das von Ewigkeit her verborgen war in Gott, dem Schöpfer des Alls“).