Die Lanze des Erzengels nimmt ihren Ausgang von der Öffnung des Himmels, wo Gott in unzugänglichem Lichte wohnt (vgl. 1 Tim 6,16), und durchbohrt den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan (vgl. Off 20,2), den Feind des Menschen, der von Anfang an Lügner und Mörder ist (vgl. Joh 8,44), durchbohrt seinen Kopf und dringt bis zum furchtbaren Stachel. Der Leib des abscheulichen Wurmes - zu Tod getroffen - windet sich in dem vergeblichen Versuch zu widerstehen.
Der Erzengel ist dargestellt in einer fast abstrakten Form - ein Gesicht und zwei Flügel -, die auf seine Wirklichkeit als Geistwesen deutet. Denn die Engel sind reine Geister. Der Hebräerbrief definiert sie als dienende Geister, ausgesandt zum Dienste derer, die das Heil erben sollen (vgl. Heb 1,14)
Michael bedeutet: Wer ist wie Gott? Er wird als Fürst der himmlischen Heerscharen bezeichnet. Er steht dem Volk Gottes bei. Das Buch des Propheten Daniel spricht von Michael als von dem großen Fürsten, der über den Söhnen deines Volkes schützend steht (vgl. Dan 10,13.21b; 12,1). Seit dem Mittelalter wird Michael besonders als Schutzpatron des deutschen Volkes verehrt.
Mit diesem Fenster erreicht das Thema des Kampfes des Bösen gegen das Gute seinen Abschluss. Dieser Kampf findet seinen Niederschlag in verschiedenen Themen dieses kleinen Zyklus der Heilsgeschichte. Den Anfang bildet dabei die Vertreibung der Stammeltern aus dem Paradies nach dem Sündenfall; später sieht man die mörderische Wut Sauls gegen David; schließlich ist zu erkennen, wie sich die tragische Gestalt Judas, des Verräters, vom Letzten Abendmahl wegschleicht. Der Sieg gehört dem Guten - dem Leben - Gott, wie eben dieses Fenster mit dem Erzengel Michael zeigt.
