Bezeichnenderweise befindet sich dieses Fenster auf der Apsiswand seitlich vom Tabernakel. Es stellt die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria dar und somit den Augenblick der Menschwerdung des eingeborenen Sohnes Gottes. Menschwerdung Gottes im Schoß Marias und Eucharistie sind zwei innerlich miteinander verbundene Geheimnisse. In einer wunderbaren Antiphon singt die Kirche: Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren von Maria, der Jungfrau.

Im Fenster sieht man den Erzengel, der wie in einem Wirbel von Flügel und Feuer herabkommt, um Maria die Botschaft zu bringen. Maria ist gesammelt in einer tief innerlicher Gebetshaltung: ein Bild von einmaliger lyrischer Ausdruckskraft.

Vor ihr ist etwas wie der Gitterzaun eines Gartens. Er ist das Symbol Marias, die der „Hortus conclusus“ ist, der geschlossene Garten, zu dem nur Gott Zutritt hat.

Zwischen dem Engel und ihr ist ein grünender Zweig, der eine Blume trägt; er deutet auf die Verwirklichung der Prophezeiung des Jesaja hin: „Doch wächst hervor ein Reis aus Isais Stumpf, ein Schössling bricht aus seinen Wurzeln hervor. Auf ihn lässt sich nieder der Geist des Herrn“ (Jes 11,1-2a). Es ist der Messias, der Sohn Davids, den Maria, indem sie das Wort Gottes im Glauben annimmt, dem Volk Israel und der ganzen Menschheit schenkt.

Zusammen mit dem Fenster über die Himmelfahrt der Gottesmutter kann dieses Fenster, auch wenn es auch primär dem Erzengel Gabriel gewidmet ist, als ein zweites marianisches Fenster betrachtet werden. Beide zusammen stellen den Anfang- und Schlussaugenblick der Botschaft des Lebens dar, die das menschgewordene Wort Gottes den Menschen gebracht hat.

Gabriel bedeutet Kraft Gottes. Im Alten Testament verkündet er dem Propheten Daniel die 70 Wochen, die man noch bis zur Ankunft des Messias warten muss (vgl. Dan 9,20-27). Im Neuen Testament verkündet er dem Zacharias die bevorstehende Geburt des Johannes, als der Prophet, der vor dem Messias im Geist und in der Kraft des Elias hergehen wird, um dem Herrn ein wohlgeordnetes Volk zu schaffen (vgl. Lk 1,17).

Maria bringt er nun die endgültig befreiende Botschaft. Er ist wirklich die Kraft Gottes, weil im Kommen Christi, das er verkündet, die Allmacht Gottes selbst am Werk ist, die eine neue Schöpfung bewirkt, den Teufel besiegt und den Tod überwindet.